Heydar Aliyev Center
Komplexität baubar machen
Das Heydar Aliyev Center ist Aserbaidschans neues kulturelles Zentrum. Es beherbergt neben einem Museum und einem Auditorium auch eine Galerie, eine Bibliothek und andere Einrichtungen. Das nach einem Entwurf von Zaha Hadid realisierte Gebäude liegt, umgeben von einer Grünfläche, im Herzen der Hauptstadt Baku.
Besonderes Kennzeichen des Projekts ist die geschwungene Gebäudehülle, die sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch den Innenraum bestimmt. Die Grenzen zwischen Gebäudehülle und öffentlichem Raum, zwischen Innen und Außen werden hierdurch fließend. Das Gebäude setzt sich so bewusst von der kantigen, oft monumentalen Architektur ab, die sonst in Baku vorherrscht.
Komplexe Freiformgeometrie
Herausragendes Merkmal des Heydar Aliyev Center sind die innere und die äußere Gebäudehüllen – diese haben eine extrem komplexe Freiformgeometrie. Es waren große planerische Anstrengungen erforderlich, um das Design, die Produktion und die Installation dieser Hüllen zu ermöglichen. Die äußere Gebäudehülle ist aus Modulen mit mehreren Schichten aufgebaut. Alle Module haben unterschiedliche Dimensionen. Sie wurden auf der Baustelle entsprechend den jeweiligen Anforderungen vormontiert und als zusammenhängendes Element von bis zu 4 m x 4 m auf das Dach gehoben.
Polygonales Raumfachwerk
Die zweite (äußere) Schicht der Dachhaut ist die sogenannte Solid Skin. Hierbei handelt es sich um ein vorgehängtes, hinterlüftetes Fassadensystem. Dieses Fassadensystem ist über eine Unterkonstruktion aus verzinktem Stahl mit dem Raumfachwerk des Dachs verbunden.
Diese Unterkonstruktion ständert an den Knoten des Space Frame auf. Sie bildet die geometrische Schnittstelle zwischen dem knotenorientierten, regelmäßigen, polygonalen Raumfachwerk und dem rein architektonisch definierten, gekrümmten 3D-Pattern der äußeren Gebäudehülle.
Fließende Geometrie
Aufgrund der Freiform des Gebäudes haben alle Elemente der Unterkonstruktion spezifische Abmessungen. Die Geometrie aller UK-Rohre wurde computeroptimiert und in fein klassifizierten Kreisradius-Abstufungen der mathematischen Spline-Form bestmöglich angenähert. Hierdurch konnten konventionelle Kreisradius-Biegeverfahren angewendet werden (so dass überhaupt erst die Baubarkeit erreicht wurde), ohne dass ein sichtbarer Unterschied zur am Computer erzeugten NURBS-Geometrie entstand.
Die Solid Skin geht nahtlos in den Platz vor dem Gebäude – die sogenannte Plaza – über. Ihre Gesamtfläche beträgt ca. 39.100 m², während die Plaza gut 9.000 m² groß ist. Besonderes Kennzeichen beider Flächen ist ihr architektonisch sorgfältig definiertes Fugenbild. Dieses schafft ein einzigartiges, fließendes Muster, welches das gesamte Gebäude und den Platz überzieht und zugleich die individuelle Geometrie der Paneele hervorhebt.
Die in Querrichtung verlaufenden Fugen sind 50 mm breit, was nicht nur die Richtung des Linienverlaufes betont, sondern bei der Montage auch die Zugänglichkeit der Unterkonstruktion hinter den Paneelen sicherstellte.
Das Heydar Aliyev Center stellt zweifellos einen Meilenstein in Engineering und Konstruktion von 3D Freiform-Gebäuden dar. Nur mit Hilfe modernster Computer-Design-Methoden und einem entsprechend qualifizierten Engineering-Team sowie der Mitwirkung hochspezialisierter ausführender Firmen war es möglich, diese herausragende Architekturvision Wirklichkeit werden zu lassen.