TK Elevator Testturm
Der TK Elevator Testturm dient der Erprobung neuartiger Hochgeschwindigkeitsaufzüge von ThyssenKrupp. Er bietet nicht nur eine grandiose Aussicht, sondern auch verschiedene technische Besonderheiten wie eine textile Fassade oder den Einsatz eines aktiven Pendels.
Der TK Elevator Testturm (TKT) steht im baden-württembergischen Rottweil und ist mit rund 246 Metern eines der höchsten Bauwerke Deutschlands. Er dient dem Testen und der Zertifizierung von Hochgeschwindigkeitsaufzügen wie dem MULTI -System, das sowohl vertikale als auch horizontale Kabinenbewegungen ermöglicht. Der Testturm ist aber mehr als nur ein funktionales Gebäude zur Forschung und Entwicklung moderner Aufzugstechnologien.
Eine öffentliche Besucherplattform auf 232 Meter Höhe – die höchste Deutschlands – ermöglicht eine atemberaubende Sicht auf die Region rund um Rottweil. Auch ist der Turm das höchste textilverkleidete Gebäude der Welt. Er bietet Platz für zehn Aufzugsschächte, einen Feuerwehraufzug und einen verglasten Panoramaaufzug.
Das tragende System besteht aus einer Stahlbetonröhre mit einem Durchmesser von 20,80 Metern, die in den Baugrund eingespannt ist. Der Baugrund selbst besteht aus Lettenkeuper und tragfähigem Muschelkalk. Ein Sockelgebäude mit einem Durchmesser von 48 Metern unterstützt die horizontale Aussteifung.
Das Innere des Turmes besteht im Wesentlichen aus den Wänden der Aufzugsschächte. Es gibt bereichsweise Decken, die einen Zugang zu den Schächten ermöglichen. Die Außenwände haben bis 110 Meter eine Wandstärke von 40 Zentimetern, darüber von 25 Zentimetern. Die maximale Betongüte wurde entsprechend den Forderungen des Gleitbaus auf C50 / 60 begrenzt.
Besonders anspruchsvoll war die Planung der textilen Fassade. Dabei mussten nicht nur Montage und Windbelastung berücksichtigt werden, sondern auch Wartung und Witterungsbeständigkeit. Zahlreiche Abstimmungen mit Herstellern ebenso wie Materialbegutachtungen, Tests und Versuchsaufbauten waren erforderlich – eine Fassade aus Stoff ist bisher noch nie in dieser Größe gebaut worden.
Die Textilfassade des Turms besteht aus einem PTFE-beschichteten Glasfasergewebe. Mit zunehmender Höhe verringert sich dessen Dichte. Die Fassade ist an sechs spiralförmig um den Turm verlaufenden Stahlrundrohren befestigt. Diese Rohre verlaufen mit einem Abstand von 1,80 Metern zur Außenkante der Stahlbeton-Konstruktion.
Die Textilverkleidung hat eine gestalterische Funktion und technische Vorteile. Durch die spiralförmige Anordnung entsteht eine Scruton-Wendel. Diese beeinflusst die Wirbelablösung und verringert die Beanspruchung um ca. 40 Prozent. Die textile Verkleidung verschattet die Betonstruktur und reduziert die durch Sonneneinstrahlung induzierten, thermischen Spannungen.
Windkanalversuche zeigten, dass die Querschwingungen durch die textile Verkleidung nicht vollständig eliminiert werden können. Deshalb wird den Schwingungen mit einem Dämpfersystem entgegengewirkt. Das Pendel ist auf 200 Meter Höhe mit langen Seilen abgehängt. Pendelmasse sind Betonplatten, die mit Hydraulikpressen in Position gehoben wurden.
Das Pendel reagiert passiv auf windinduzierte Schwingungen, kann aber den Turm auch selber gezielt in Schwingung versetzen. Die Entwicklungsingenieure können so Windbelastungen auf die Aufzüge simulieren. Das Pendel kann so angeregt werden, dass horizontale Auslenkungen am Turmkopf bis zu 200 Millimetern möglich sind.
Der Testturm ist das einzige Hochhausbauwerk weltweit, das windinduzierte Schwingungen simulieren kann.
An der Turmspitze befindet sich auf 232 Meter Höhe die Aussichtsplattform. In deren Zentrum liegt das „Penthouse“ – eine leichte Stahlkonstruktion mit Trapezblecheindeckung –, um dieses eine nicht überdachte Terrasse mit einer vier Meter hohen Glasfassade. Die Glasscheiben sind an gevouteten Stahlprofilen befestigt.
Mit dieser transparenten Konstruktion bietet sich ein atemberaubender Blick, der bei gutem Wetter bis hin zu den Alpen reicht. Der Testturm ist hinsichtlich Engineering und Architektur ein äußerst anspruchsvolles Bauwerk, das eine enge Abstimmung zwischen Planern, ausführender Firma und Bauherr erforderte.