Gebäuderessourcenpass
Nur wenn wir unsere Gebäude so konstruieren, dass alle Materialien in Stoffkreisläufen möglichst hoher Qualität zirkulieren können, sind die Ressourcenprobleme unserer Zeit zu lösen.
Zukünftig sollten Gebäude deshalb so konzipiert sein, dass die verbauten Materialien am Ende der Nutzungsphase wieder vollständig in den technischen oder stofflichen Kreislauf eingegliedert werden können. Die wesentlichen Stellschrauben zur Steigerung der Kreislauffähigkeit liegen dabei in der Wahl der Materialien, der Baustruktur und der Verbindungstechnik – sowie in einer Verfügbarkeit der entsprechenden Daten zum Zeitpunkt eines Um- bzw. Rückbaus.
Um sicherzustellen, dass die in einem Gebäude gebundenen Ressourcen auch künftig genutzt werden können, ist die Dokumentation von Ort und Art des Materialeinsatzes besonders wichtig. Der Gebäuderessourcenpass als Dokumentationstool schafft hierzu eine wichtige Grundlage, um Informationen zum Materialeinsatz transparent über den Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg festzuhalten.
Inhalte
Für die Erstellung von Gebäuderessourcenpässen sind fundierte Kenntnisse über die Verortung und Massen der Materialien im Gebäude unerlässlich. Zusätzlich werden Hersteller- und Produktangaben sowie Angaben zu Verbindungsmitteln benötigt. Je nach Projektfortschritt stehen unterschiedlich viele Informationen zur Verfügung. Diese werden auf Material- und auf Produktebene gesammelt und auf Bauteil- und Gebäudeebene bewertet. Die zu betrachtenden Parameter sind davon abhängig, welches Ziel der/die Bauherr:in mit der Erstellung des Gebäuderessourcenpasses verfolgt.
Die Erstellung eines Gebäuderessourcenpasses, bietet nicht nur die Möglichkeit, ein umfassendes Bild über das Circular Economy-Potential des Bauwerks zum Zeitpunkt der Fertigstellung herzustellen. Planungsbegleitend angewandt bietet es darüber hinaus durch Variantenbetrachtungen und Beratungen die Möglichkeit Potentiale in der Konstruktionsweise kreislauffähig gestaltet zu werden.
Im Sinne der Circular Economy ist es essenziell, die Phase des Rückbaus zu betrachten. Welche Massen fallen in welcher Qualität wo im Bauwerk an? Sind die verbauten Materialien schadstofffrei? Liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf dem Betrieb sind Aspekte wie die Lebensdauer der Bauteile sowie deren Fügetechnik, Informationen zur Wartung- und Reinigungsfreundlichkeit, etc. ausschlaggebend.
Ein Teil der erforderlichen Informationen können aus digitalen Gebäudemodellen (BIM) extrahiert werden. Hierzu müssen frühzeitig Parameter über entsprechende Anforderungen definiert und in der Erstellung und Weiterentwicklung des Gebäudemodells berücksichtigt werden.
Auch im Rahmen von Sanierungsvorhaben kann die Erstellung eines Gebäuderessourcenpasses einen Mehrwert generieren. Die Erfassung der Bauteile (inkl. Schichtaufbauten) des Bestands kann mittels Schätzungen erfolgen, beispielsweise basierend auf Begehungen, Schadstoffgutachten oder Kenntnissen über die Baualtersklasse. Sollte keine Kenntnis über den Bestand vorhanden sein, besteht die Möglichkeit, im Gebäuderessourcenpass ausschließlich die neu eingeführten Materialien zu dokumentieren. Insbesondere bei vollständigen Entkernungen ist dieser Ansatz sinnvoll.
So können bei zukünftigen Sanierungs- oder Abbruchmaßnahmen alle erforderlichen Informationen über die im Gebäude gebundenen Ressourcen bereitgestellt werden. Zusätzlich dient der Gebäuderessourcenpass als Grundlage für die Ermittlung des monetären Restwerts von Baumaterialien. Langfristig schafft er die Basis für eine konsistente Kreislaufwirtschaft im Bausektor, indem er Transparenz bezüglich der verbauten Materialien herstellt und die Verbindung zwischen frühen und späten Lebenszyklusphasen ermöglicht.
Unsere Leistungen
- Definition der projektspezifischen Inhalte des Gebäuderessourcenpasses
- BIM-Integration (Definition von Anforderungen im Rahmen der Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) und des BIM Abwicklungsplans (BAP))
- Bewertung von Varianten
- Einholen/ Sammeln der relevanten Daten
- Auswertung und Bewertung der Potenziale
- Identifizieren von Optimierungsmaßnahmen
- Erarbeitung von optimierten Alternativen/Detailaufbauten
- Erstellung des Gebäuderessourcenpasses
Ausgewählte Projekte von Werner Sobek
Ausgewählte Medien
Podcast: Bauen im Kreislauf
In unserem aktuellen Podcast stellen unsere Kolleginnen Lena Nafe und Vanessa Propach den Gebäude-Ressourcenpass vor. Und sie erklären, wie und wo die Idee der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen bei Werner Sobek bereits heute erfolgreich umgesetzt wird.
Publikation: Ressourcenschutz muss verbindlich gesteuert werden
Beim Verbrauch weltweiter Ressourcen steht der Bausektor an erster Stelle. In einem mehrseitigen Artikel widmen sich unsere Nachhaltigkeitsexpertinnen Vanessa Propach und Stefanie Weidner ausführlich dieser Problematik und fordern die überfällige Einführung eines verbindlichen Gebäuderessourcenpasses
Link: Ausschuss für Lebenszyklus und zirkuläres Bauen (DGNB)
Der Ausschuss vereint die Expertise ausgewählter Expertinnen und Experten auf dem Gebiet des zirkulären Bauens und der Lebenszyklusbetrachtung. In einem fachlichen Austausch beleuchtet der Ausschuss kritisch die bestehenden Ansätze und Definitionen zum zirkulären Bauen.